Gedanken über den Titel des 3. Teils „DIE ZÄRTLICHKEIT DES GELDES“.

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Gedanken über den Titel des 3. Teils: DIE ZÄRTLICHKEIT DES GELDES

08.12.2014 v. U.R. Gardner

 

Geld hat ein ausgesprochen mieses Image. „Der Fluch des Geldes“ hieß vor einiger Zeit ein Spiegel-Titel. Und eine Freundin, die finanzielle Probleme hatte, schluchzte vor ein paar Tagen enerviert ins Telefon: „Im Grunde dreht sich in diesem Scheißleben wirklich alles nur noch um dieses verfickte Scheißgeld, das ist ja so ’ne Riesenkacke, das Aller-Aller-Allerletzte ist das. Voll krass!“ Sie musste wirklich sehr aufgebracht sein, denn sonst – und schon gar nicht in einem solchen Vokabular – hatte ich sie noch nie über Geld reden hören. Natürlich nicht, denn über Geld redet man normalerweise nicht. Man hat es ganz einfach, fügen manche für sich insgeheim hinzu. Aber was ist mit denen, die es nicht haben, die sich nachts im Bett herumwälzen und vor lauter finanziellen Sorgen keinen Schlaf finden? Und jetzt komme ich daher und gebe dem 3. Teil meines Romans die Überschrift „Die Zärtlichkeit des Geldes“. Ist das vielleicht sogar etwas Positives? Igitt!

Selbstverständlich weiß ich, dass Geld gar nicht zärtlich sein kann, weil es ja nichts Lebendiges ist. Dennoch ist es offenbar imstande, in Menschen Gefühle auszulösen, die manchmal sogar noch beglückender sein können als die, die sie etwa beim Austausch von Zärtlichkeiten mit dem/der Liebsten empfinden. Nur so lässt sich das Ergebnis einer groß angelegten Umfrage unter Frauen erklären, die wählen sollten zwischen Geld und Liebe: Sie sollten eine größere Summe erhalten, wenn sie ein Jahr lang auf Liebe und Sex verzichteten. Überrascht Sie das Resultat? Die weitaus überwiegende Mehrheit der Frauen entschied sich für das Geld. Deshalb gestatte ich mir hier eine gewisse künstlerische Freiheit, die sich auch Marilyn Monroe nahm, als sie sang: „Diamonds are a girls’s best friends“. Diamanten leben schließlich auch nicht, können aber trotzdem beste Freunde sein – denn sie unterstreichen die Schönheit einer Frau und lassen sie kostbar erstrahlen. Eine Freundschaftsgeste, wie sie edler nicht sein könnte

Eingedenk dieser künstlerischen Freiheit gehe ich also davon aus, dass Geld durchaus zärtlich sein kann, zumindest was seine Wirkung auf andere ausmacht. Zu wem ist Geld zärtlich? Einfache Frage, einfache Antwort: Zu dem, der es hat.

Nur, wer hat es? Die Antwort klingt irgendwie nicht gut, denn sie zeigt uns, wie ungleich das Geld hierzulande verteilt ist. Das oberste 0,1 Prozent der Bevölkerung besitzt 22,5 Prozent des gesamten Nettoeinkommens, und das oberste Prozent verfügt bereits fast über die Hälfte des Vermögens.

Und was ist mit den restlichen 99 Prozent? Denen bleibt nichts anderes übrig, als ums Goldene Kalb herumzutanzen und zu versuchen, sich ein möglichst großes Stück aus dem verbliebenen Restkuchen herauszuschneiden.

Auf der amerikanischen 1 $-Note steht „legal tender“, was so viel heißt wie: gesetzliches Zahlungsmittel. Das wunderschöne Wort „tender“ – zärtlich – heißt also auch Zahlungsmittel. Das liefert uns die Antwort auf die Frage, wie sich diese „Zärtlichkeit des Geldes“ äußert, nur äußern kann: in der Kaufkraft, die man mit dem Geld erhält. Darin, was man sich  damit alles eintauschen kann. ,Je mehr man davon hat, desto bequemer, leichter und sonniger wird das Leben. Denn desto zärtlicher wird man vom Geld verwöhnt. Ja, es ist wahrhaft paradiesisch: Man kann sich alles kaufen, was das Herz begehrt, manche meinen sogar, auch Liebe und Glück.

Und es sieht leider ganz danach aus, als hätten  die Apologeten dieser Meinung  gar nicht so unrecht. Wissenschaftler der Universität von Newcastle haben nämlich herausgefunden, dass die Orgasmus-Häufigkeit bei Frauen mit dem Einkommen ihres Partners steigt. Die Forscher werten dies als ein Evolutionsphänomen, das Frauen bei der Auswahl des perfekten Partners helfen soll. Der Einfluss des Geldes reicht somit bis in die tiefsten Verästelungen des Intimlebens hinein.

Demzufolge spielt das Geld bei allen Lebens- und Liebesentscheidungen eine geradezu herausragende Rolle. Es verleiht den Menschen Macht, Einfluss, Freiheit, sichert Bewunderung und erregt Neid. Das allgemeine Streben nach Geld ist auch insofern nachvollziehbar, als es den Menschen ihre Rangordnung zuweist, sprich: ihren Platz in der gesellschaftlichen Hierarchie, sie einteilt in Arm und Reich, in Winner und Loser. Auch die Mittelschicht, die sich immer mehr ausdünnt, wird ausschließlich über das Geld definiert.

Ganz fraglos leben wir heute in einer Kultur des Geldes, ob uns das nun passt oder nicht, und der Typ des sog. homo oeconomicus ist dabei, sich immer mehr durchzusetzen. Seine hervorstechendsten Eigenschaften sind kaum deckungsgleich mit unseren humanistisch und christlich  geprägten moralischen Idealvorstellungen. So zeigt er Egoismus statt Güte, Kaltherzigkeit statt Empathie, Skrupellosigkeit statt Verantwortungsgefühl, Geiz statt sozialer Fürsorglichkeit. Und sehr oft wird sein Verhalten noch getoppt von einem krankhaften Suchtverhalten, das uns gemeinhin auch unter dem Begriff „nackte Gier“ bekannt ist. Es ist also eine ziemlich hässliche Fratze, die uns da höhnisch angrinst.

Doch keine Sorge, dieser Menschentypus in Reinkultur ist (hoffentlich) immer noch eine Seltenheit, es sind Mischformen, mehr oder minder ausgeprägt, denen wir im täglichen Leben begegnen. Klar ist aber auch, wer so gar nichts von diesem homo oeconomicus hat, der dürfte es richtig schwer haben, materiell auf einen grünen Zweig zu kommen.

Wie auch immer, wir müssen mit dieser Gesellschaft zurechtkommen, irgendwie, denn wir haben nur dieses eine Leben. Ein Leben, in dem wir glücklich sein oder uns zumindest wohlfühlen wollen. Auch wenn einem das manchmal verdammt schwer gemacht wird. Aber wir haben ein Recht darauf.

Davon handelt dieser Roman. Unter anderem.

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